Da gibts doch tatsächlich Leute, die sagen, Baltrum sei doch nur eine Sandbank. Nun gut, ja, eine bewohnte Sandbank, soviel gestehen sie dann zu. Aber das stimmt so nicht. Ja, es stimmt schon, wie alle ostfriesischen Inseln ist auch die kleinste unter ihnen im Kern ein großer Haufen angespülter und angewehter Sand.
Blick vom Strand auf den Ort und die Uferpromenade.
Aber sie ist viel mehr als das! Nicht erst seit Baltrum 1876 offiziell zum Seebad erklärt wurde, formen ihre Bewohner das im Mittelalter Balteringe genannte Eiland. Sie haben mühsam nach und nach die Dünen vergrößert und befestigten im 19. Jahrhundert den Westkopf der Insel, damit die Nordsee ihre Heimat nicht ständig einfach wegspült. Sie haben Häuser gebaut, Hotels, Ferienwohnungen, haben Kur- und Badeeinrichtungen geschaffen, Strandkörbe aufgestellt und ihre Insel hübsch gemacht. Viel besser als „Sandbank” trifft daher eine andere beleibte Beschreibung: „Perle der Nordsee”. Schon der Maler Paul Klee genoß 1923 hier samt Familie drei Wochen lang diese „Perle” - und ließ sich inspirieren: Auf Baltrum entstanden seine „Nordseebilder”, 13 Aquarelle und drei Zeichnungen.
Burgenbau am Strand
Kaum eine andere Insel bietet eine solch große Vielfalt auf so engem Raum. Im Norden der Insel erstreckt sich der lange Sandstrand. Mal stürmisch-wild, mal sanft präsentiert sich die Nordsee hier viel direkter als auf dem Festland: Bei Flut rauschen die Wellen auf den Strand, und weht dazu der Wind, zeigt die Nordsee gerne ihr raues Gesicht. Und dann wieder ist sie ganz saft, bei Ebbe etwa, wenn kaum ein Lüftchen sich regt und die Sonne scheint. Dann kann man im flachen Wasser vor dem Nordstrand die Kinder nach Herzenslust planschen lassen, ein Kajak mieten oder Surfen lernen, Sandburgen bauen - oder sich einfach die Sonne auf den Pelz brennen lassen.
Blick über die Wellen zum Wasserturm auf Langeoog
Je weiter man am Strand nach Osten läuft, desto wilder und unberührter wird die Natur. Und desto weniger Menschen begegnet man. Richtig ruhig ist es hier. Am Ostende der Insel sieht man unsere Nachbarinsel Langeoog und ihren markanten Wasserturm - fast zum Greifen nah. Im Gegensatz zum stark befestigten Westkopf Baltrums verändert sich die Landschaft hier im Osten von Jahr zu Jahr: Die Nordsee formt den Strand immer wieder neu. Noch ruhiger als am Strand ist es im Süden, auf der Wattseite der Insel. Hier leben viele seltene Pflanzen und Tiere, weitgehend ungestört von uns Menschen: Rund zwei Drittel der Insel sind Naturschutzgebiet. Das Betreten ist nur auf wenigen ausgewiesenen Wegen gestattet - ideal für lange Spaziergänge.
Nahe der „Hütte mit der Eule” findet sich ein Geocache in Form eines künstlichen hohlen Steins
Schlägt mal das Wetter um, findet man in einer der kleinen Schutzhütten ein trockenes Plätzchen. Wer den Spaziergang etwas „aufpeppen” will, etwa weil die „lieben Kleinen” sonst keine Lust haben, mitzulaufen: Im Osten der Insel, aber auch am Hafen, gibt es einige Geocaching-Punkte (schlicht „Geocache” genannt) , die jeden Spaziergang zur spannenden Schnitzeljagd machen. Wer's noch nicht kennt, findet Infos etwa bei geocaching.com oder in der Online-Enzyklopädie Wikipedia.
Ausnahme von der Regel: Dieses alte Insulanerhaus ist weiß getüncht.
Wer im Urlaub shoppen gehen will und bis in die Puppen die Clubs unsicher machen will - ist auf Baltrum definitiv falsch. Natürlich gibt's im „Dorf” auch eine handvoll Läden mit ausgesuchter Kollektion und Mitbringseln aller Art, Cafés und selbst gemachtes Eis. Und abends werden am Strand auch Partys gefeiert. Aber im Vergleich zu anderen Urlaubsorten geht es auf Baltrum recht beschaulich zu. Das zeigt sich auch im Ort: Statt einer Kurparks mit Platzkonzerten haben die Baltrumer lieber ihr „Rosengärtchen” angelegt, das sie hegen und pflegen. Und statt greller Reklame prägt der für Norddeutschland so typische rote Klinker das Bild des Dorfes. Das ist dreigeteilt: In das Westdorf, das Ostdorf und - noch östlich des Ostdorfs gelegen - das alte Ostdorf, in dem auch unser Haus Sternenhimmel liegt. Straßennamen gibt es auf der Insel nicht: Die Hausnummern sind kunterbunt über die Insel verteilt, weil sie chronologisch vergeben wurden: Je niedriger die Nummer, desto älter der Bauplatz.
Die alte Inselkirche mit ihrer markanten Glocke
Aus rotem Klinker entstand übrigens auch das Wahrzeichen der Insel: Die kleine, alte Inselkirche im Westdorf mit ihrem markanten hölzernen Glockenturm. Sie ist eines von rund einem Dutzend denkmalgeschützter Gebäude auf der Insel. Das vielleicht bekannteste der noch erhaltenen, alten Inselhäuser mit ihren tief herunter gezogenen Dächern liegt im alten Ostdorf: Nach der verheerenden Sturmflut von 1825 hatte der Schiffer Fedde Meints Fedes sein altes Haus im Westdorf abgerissen und es ganz im Osten, weit weg von den Wellen der Nordsee, wieder aufgebaut. Heute ist in dem liebevoll restaurierten Haus Nr. 29 das Café Kluntje daheim.
Zwei Pferde auf den Hellerwiesen, nahe Haus Sternenheimmel
Dass das Leben hier gemütlicher ist als anderswo, liegt auch daran, daß Autos bei uns „draußen bleiben” müssen: Den Personen- und Frachtverkehr erledigen Kutschen, selbst die Müllabfuhr bewegt sich mit zwei PS. Und so beginnt der Urlaub schon in dem Moment, in dem das Auto an Land geblieben ist und die Fähre in Neßmersiel abgelegt hat zur halbstündigen Überfahrt nach Baltrum. Wer jetzt noch nicht die Ruhe in Person ist, entspannt sich spätestens, wenn die Fahrt am Ostende der Nachbarinsel Norderney vorbei führt. Dösen doch dort zahlreiche Seehunde, aufgereiht wie an einer Perlenkette, am Strand. Völlig tiefenentspannt heben die meisten nicht einmal den Kopf, wenn das Schiff vorbei gleitet.
Eigentlich könnte man immer weiter erzählen. Etwa vom Nationalpark-Haus, unserem Heimatmuseum „Altes Zollhaus”, der Promenade am Westkopf oder dem Gezeitenpfad, den Wattwanderungen und dem Drachenstrand, von Cafes und Gastronomie. Wissen Sie was? Kommen Sie her, erleben Sie's selbst - wir sind überzeugt: Es gibt nichts Schöneres! Und falls Sie, bis es soweit ist, noch ein wenig von der Couch aus zu uns reisen möchten, haben wir hier noch ein paar Links zusammengestellt, die interessant sein könnten. Viel Spaß damit!
» Baltrum-Katalog der Kurverwaltung
» NDR - Die Nordstory: Inselliebe Baltrum, auf You Tube und in der ARD-Mediathek
» NDR - Die alte Nordstory von 2014 auf You Tube
» Baltrumer Insel-Krimis und Wattführungen der Familie Barow
» Kurzfilm: Stand der Baltrumer auf dem Essener Weihnachtsmarkt auf You Tube 2017 und 2010
» Baltrum auf nordsee-inseln.de
» Wikipedia-Eintrag zu Baltrum
» Die taz über Baltrum und Paul Klee
» Die taz - ein Reporter macht Urlaub auf Baltrum
» Der Spiegel: Kulturschock für Kegelclubs
» 80-Seiten-Broschüre der Kurverwaltung zum Gezeitenpfad